Webwecker Bielefeld: Demo

Demo 2.3.2002: Noch mal von vorn



Das Polizeiverbot des Nazi-Aufmarschs am 2. März hatte durch zwei Gerichtsinstanzen Bestand, die Genehmigung durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe kam erst am Freitag: 550 Nazis aus den so genannten Freien Kameradschaften zogen zwei Stunden durch Bielefelds Norden. Auf dem Hin- und Rückweg vom Hauptbahnhof sogar unter Polizeischutz über die Gegendemostrecke auf der Herforder Straße.
Wegen der räumlichen Nähe zum Nazi-Umzug war diesmal von den drei Gegendemonstrationszügen der zentrale ab Hauptbahnhof der ereignisreichste. Für den DGB allerdings nur bis Herforder/Ecke Albrechtstraße: Angesichts der nahen Polizeisperre und den Faschos dahinter, bog sein Lautsprecherwägelchen rechts ab und nahm den größten Teil seiner Gefolgschaft mit.
Die richtigen Gegendemonstranten warteten auf das Erscheinen des zum Teil ebenfalls ver.di-Fahnen schwenkenden Gegners und empfingen ihn mit Pfiffen und "Nazis raus!"-Rufen. Am Nachmittag wurden sie, unter ihnen eine leibhaftige Bundestagsabgeordnete und ein Ratsmitglied, auf der Herforder Straße eingekesselt, der Gewerkschafter Dirk Hengstler von der Polizei verprügelt und verhaftet. Aus überzeugendem Grund: Ein Autonomer hatte eine Banane geworfen. Die Polizei sprach von Steinwürfen. Insgesamt gab es 19 Festnahmen.
Ein besonderes Beispiel für Zivilcourage derweil vor dem Rathaus: Schriftsteller Wiglaf Droste, einst Heeper Gymnasiast, sang solo vor 3.000 Leuten Tom Pettys "I Won't Back Down", obwohl er die Melodie nicht richtig drauf hatte. Heldenhaft.