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Letzte Demo gegen Postmeister? (30.07.2003)



Am Dienstag gab es erneut eine Demonstration dagegen, dass die Kneipe »Der Postmeister« am Kesselbrink ein Treffpunkt für Rechtsradikale aus der Region ist. Bei der Kundgebung gab es Anzeichen dafür, dass die Proteste seit Februar Wirkung gezeigt haben.



Von Robert Schwarz

Am Dienstagabend war es soweit: Nach gut fünf Monaten wurden auch die Studierenden anständig und standen dagegen auf, dass »Der Postmeister« am Kesselbrink von Rechtsradikalen für Nachwuchsrekrutierung und Informationsaustausch genutzt wird. Zum ersten Mal hatte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität zu einer Demonstration aufgerufen.

Nur gut einhundert Menschen waren es, die dem Aufruf folgten und sich um 18 Uhr auf dem Jahnplatz versammelten. Philippe Wagner erklärte die geringe Teilnehmerzahl auch damit, dass der AstA in den vergangenen Monat sich wenig um Fragen gekümmert hatte, die über den Campus hinaus gingen. Als Entschuldigung dürfe das aber nicht herhalten: »Da muss jede und jeder für sich darüber nachdenken, dass das ein trauriger Grund wäre«, so Wagner.

Vom Jahnplatz aus zogen die Demonstranten durch die Bahnhofstraße und verteilten Flugzettel an die vielen Einkäufer, in denen sie über den Hintergrund der Veranstaltung informierten. Deren Reaktionen waren überwiegend positiv. Vom Bahnhof ging es dann zum
Kesselbrink. Das Lokal selbst war verschlossen, die Rollläden heruntergelassen.

Als ein AStA-Vertreter darauf hinwies, dass am Kneipenschild die Logos der Dortmunder Actienbrauerei entfernt worden waren, gab es freudigen Beifall. DAB war in den vergangenen Wochen mit einer Postkartenaktion über die Rolle des Lokals, dessen Verpächter die Brauerei ist, für die rechtsextreme Szene in der Region informiert. »Seit gut zwei Jahren treffen sich regelmaäßig rechts gesinnte Jugendliche und militante Neonazis in der Kneipe »Postmeister«. Darunter befinden sich Anhänger der NPD, der »freien Kameradschaften und Teile der Hooliganszenen«, heißt es auf der Karte. Die Brauerei wird aufgefordert »Ihre Verträge mit dem Postmeister zu überdenken.« Bereits Ende Mai hatte ein Vertreter von DAB gegenüber dem Webwecker erklärt, dass man eine einvernehmliche Lösung mit der Wirtin Katja Robson suche und an eine Kündigung des Pachtvertrages denke.

Nach Informationen aus Polizeikreisen ist diese jetzt erfolgt. Von Seiten der zum Oetker-Konzern gehörenden Brauerei hieß es, dass mit der Wirtin noch über eine Vertragsauflösung verhandelt werde. Man habe bereits die Außenwerbung demontiert, wisse aber nicht, ob das Lokal zur Zeit noch geöffnet sei. Im Postmeister selbst wollte man zu den Verhandlungen keine Stellung nehmen, betonte aber, dass das Lokal nach wie vor geöffnet sei.

Die Vertragsauflösung wäre ein Erfolg der Initiative »Courage gegen Rechts«, die seit Februar mit verschiedensten Aktionen »den Nazitreff dichtmachen« will. Auslöser der Proteste war der Überfall auf einen Migranten vor dem Lokal, »Courage gegen Rechts« vermutet, dass die Schläger aus dem »Postmeister« gekommen sind. Im Januar führte die Polizei dort eine Razzia durch, nachdem ein junger Mann die Kneipe mit geschultertem Basballschläger verlassen hatte.

Etwa fünfzehn Besucher des Lokals erwarteten gestern Abend die Demonstration auf dem Jahnplatz und fotografierten sie. Polizeikräfte verhinderten, dass die beiden Gruppen aneinander gerieten. Gegen 20.45 Uhr war die vielleicht letzte Demonstration gegen den Postmeister beendet. Die Demonstranten erklärten, dass ihre Aktivitäten jedoch nicht beendet seien, sollte die Kneipe tatsächlich geschlossen werden. Man werde verhindern, dass sich an anderer Stelle ein Ort der »Nationalen Jugendarbeit«, als der das Lokal in rechtsextremen Kreisen galt, etablieren könne.

Protestpostkarten an die Dortmunder Actien Brauerei finden sich unter folgender Adresse zum Download: <a href="http://www.antifa-west.org/courage_gegen_rechts/postkarten">http://www.antifa-west.org/courage_gegen_rechts/postkarten