Webwecker Bielefeld: Frauennotruf

SOS- Frauennotruf



»Wenn eine halbe Stelle wegfällt, sind massive Einbußen unserer Arbeit zu erwarten«, sagt Susanne Ruppert, Mitarbeiterin des Frauennotrufs. Die Personaldecke sei
jetzt schon dünn: zwei halbe Stellen werden ergänzt durch Honorarkräfte und ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen. Durch die Kürzungs-Entscheidungen des Bielefelder
Rates verlor der Frauennotruf 14.000 Euro für 2003. Dieser Betrag war bisher in den Haushalt eingestellt, wurde aber nie vom Frauennotruf abgerufen. Als Bürgschaft stand er bereit, falls die Landesmittel einmal wegfallen sollten. Kurz nachdem der Rat der Stadt die Haushaltskürzungen verabschiedete, plant jetzt auch die rot-grüne Landesregierung sämtliche Landesmittel für Frauennotrufe streichen. Da nun die Stadt finanziell nicht mehr einspringen wird, würde damit ab 2003 eine halbe Stelle wegfallen – dass sind 50 Prozent der festen Stellen. »Etwa die Hälfte der Frauen könnte dann nicht mehr beraten werden«, prognostiziert Ruppert. 2001 gab es 700 telefonische und 150 persönliche Kontakte. Die aufwendige Prozessbegleitung könnte dann genauso wenig weiter geleistet werden wie die spezielle Begleitung von Migrantinnen. Auch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen könnten nur noch bedingt qualifiziert werden. »Die Folgen gehen über den Verlust einer halben Stelle hinaus«, stellt Ruppert fest. Auf gesellschaftlicher Ebene könnte der Frauennotruf nicht mehr an
Arbeitskreisen, beispielsweise am »Arbeitskreis in und um den Prozess«, in dem der Notruf mit Justiz und Polizei zusammensitzt, teilnehmen, Öffentlichkeitsarbeit würde
im reduzierten Umfang stattfinden.

Die Signale aus der Düsseldorfer Landesregierung seien negativ: »Wir sollen die Kürzungspläne sehr ernst nehmen, wurde uns mitgeteilt«, sagt Ruppert. Britta
Haßelmann, Landesvorsitzende der Grünen aus Bielefeld, kennt zwar Eckdaten des Haushaltsentwurfs, aber noch keine Einzelheiten: »Den Kabinettsentwurf bewerte ich erst, wenn ich die Einzelpläne kenne«. Die einzelnen Ministerien sind zur Zeit aufgefordert, ihre konkreten Sparvorschläge niederzuschreiben.

Die Absicht des Familien- und Frauenministeriums, gerade bei den Frauennotrufen zu sparen, stößt bei den Mitarbeiterinnen des Bielefelder Notrufs auf blankes Entsetzen. »Es gibt andere Bereiche, in denen das Land sinnvoller sparen kann, zum Beispiel bei der Olympia-Bewerbung oder beim Trans-Rapid«, findet Ruppert.
Auch stößt den Notruf-Frauen auf, dass es gerade eine rot-grüne Regierung ist, die möglicherweise die Frauennotruf-Gelder streicht. Dabei seien die Signale aus
Düsseldorf in den vergangenen Monaten positiv gewesen: »Wir wurden immer mal wieder in Arbeitskreise eingeladen«, erinnert sich Ruppert. Dem Frauennotruf
bleibt jetzt nur noch eins: kämpfen. Unterstützung haben bereits Kooperationspartner wie die Bielefelder Polizei und Krankenhäuser zugesagt. »Nimmt das Beratungs-
und Unterstützungsangebot ab, steigen die Folgekosten der Traumatisierung durch sexuelle Gewalt im Sozial- und Krankenhausbereich«, sagt Ruppert und wirft der
Landesregierung vor, nur auf kurzfristige Einspareffekte zu setzen, die schon bald wesentlich höhere Kosten produzieren würden.

Der Frauennotruf baut auf öffentliche Unterstützung in Form von Petitionen, Unterschriftensammlungen und Demonstrationen. Die nächsten Haushaltsberatungen in Düsseldorf, wahrscheinlich am 10. und 11. September
sollen gestört werden. Alle Frauennotrufe in NRW fordern gemeinsam die Rücknahme der geplanten Streichungen. Es solle nicht dazu kommen, dass »die Opfer entmutigt
und die Täter bestärkt« werden.


Im Internet kann eine Unterschriftenliste downgeloadet
werden: www.frauennotruf-bielefeld.de oder www.frauennotrufe-erhalten.de