In Nordrhein-Westfalen sollen an Brustkrebs erkrankte Frauen nur noch in Spezialkliniken operiert werden. Nur Krankenhäuser, die jährlich mindestens 150 Operationen vorweisen könnten, würden künftig im Krankenhausplan des Landes als Brustkrebszentren anerkannt, sagte Gesundheitsministerin Birgit Fischer (SPD) in der vergangenen Woche.
Mit der Reduzierung der Krebskliniken will Fischer die Zahl der unnötigen oder fehlerhaften Operationen reduzieren. Viele Ärzte operierten ohne die notwenige Erfahrung. Es fehle an Abstimmung mit anderen medizinischen Fachrichtungen. Auch bei der Beratung und psychologischen Betreuung gebe es Mängel.
Nach den Plänen des Ministeriums soll die Zahl der für Brustkrebsoperation zugelassenen Kliniken landesweit von derzeit 250 auf rund 50 sinken. Künftig werde nicht mehr in jeder Gemeinde ein Krankenhaus Brustkrebs behandeln. Erfahrung und Spezialisierung gehe vor Ortsnähe, verteidigt Birgit Fischer die neuen Pläne.
Wie wird sich der neue Krankenhausplan auf Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld auswirken? Werden möglicherweise Fachabteilungen geschlossen? Werden erkrankte Frauen längere Wege auf sich nehmen müssen?
Helmut Mader, Hauptdezernent für Gesundheit bei der Detmolder Bezirksregierung sagte gegenüber dem Webwecker, dass er schon mit Interessenkonflikten rechnet, verweist aber auch darauf, dass die vom Land geplanten Brustzentren aus einem Zusammenschluss mehrerer Krankenhäuser entstehen können. Das heißt, dass Kooperationsmodelle entstehen können, eine Art Netzwerkstruktur. Dieses Modell hält er für Ostwestfalen-Lippe am wahrscheinlichsten, weil in der gesamten Region nur ein bis zwei Krankenhäuser die gesamten Kriterien des neuen Krankenhausplanes 2003 erfüllen könnten. Allerdings könnte es in der Region dann wirklich eng werden, denn die Rahmenbedingungen für die Brustzentren sehen vor, dass im Umkreis von 360. 450.000 Einwohner nur jeweils ein Brustzentrum entstehen soll. Wenn in dieser Woche die Rahmenbedingungen an die Krankenhäuser verschickt werden, ist klar, dass es vor Ort nur ein Gesprächsthema gibt, denn alleine in Bielefeld könnten rein theoretisch mindestens drei Zentren entstehen.
Sowohl das Städtische Krankenhaus als auch das Klösterchen erfüllen einen Teil der Kriterien für die Anerkennung eines Brustzentrums die Frauenklinik Gilead 1 denkt über Verbundpartner nach. Dr. Volker Heckeroth, Chefarzt der Frauenklinik Gilead1, verweist in diesem Zusammenhang auch auf ein geplantes Netzwerk mit niedergelassenen Kollegen, Psychologen, Selbsthilfegruppen und verschiedenen Krankenhäusern in Bielefeld und Gütersloh.
Grundsätzlich befürwortet Heckeroth die geplanten Brustzentren, verweist jedoch darauf, dass die geplanten Mindestoperationen von 150 pro Jahr zu viel sei. Jeder einzelne Chirurg soll, laut neuen Plan, mindestens 50 Operationen pro Jahr durchführen. Als überhöht, sieht er diese Zahlen an. Quantität heißt eben nicht gleich Qualität.
Bleibt zu hoffen, dass diese Quintessenz auch bei der Verwirklichung des neuen Krankenhausplanes vom Gesundheitsministerium berücksichtigt wird.