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Autonomes Frauenhaus – Bedingungen verschlechtern sich



Die Stadt Bielefeld spart. Hinzukommt, dass gleichzeitig auch das Land NRW Gelder kürzt. Betroffen sind unter anderem Einrichtungen, die von Frauen für Frauen seit Jahren wertvolle Arbeit leisten. Neben dem Frauennotruf und dem Mädchenhaus ist in Bielefeld auch das autonome Frauenhaus betroffen. Ein neues Mischfinanzierungsmodell soll für die Stadt eine jährliche Ersparnis von 37.500 Euro bringen. Für die betroffenen Frauen, die Schutz im Frauenhaus suchen, bedeutet es aber, deutlich höhere Kosten in Kauf zu nehmen.


Ausgehend von der neuen Frauenbewegung, wurden die ersten autonomen Frauenhäuser von unabhängigen Fraueninitiativen ab 1976 in Berlin, Köln, Bielefeld und Frankfurt eingerichtet. Pro Jahr fliehen gegenwärtig jährlich 40.000 Frauen – häufig mit ihren Kindern – vor gewalttätigen Männern ins Frauenhaus. Heute existieren circa 400 Frauenhäuser in Deutschland, zwei davon in Bielefeld. Neben dem von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betriebenen Frauenhaus betreibt der Verein »Frauen helfen Frauen – Frauenhaus e.V« mit großem Engagement seit Januar 1977 das »Autonome Frauenhaus« welches zwölf Frauen und deren Kindern Schutz bietet.

»Wir haben in den Verhandlungen mit der Stadt bis zuletzt gefordert, die bisherige Finanzierung beizuhalten«, sagt Gudrun Linnenbürger, Mitarbeiterin des Frauenhauses gegenüber dem WebWecker. Bisher erhielt das Frauenhaus eine Finanzierung von 2,5 Personalstellen von der Stadt. Ab 2003 kommt eine Mischfinanzierung. Die bedeutet, dass die Stadt einen Sockelbetrag von 82.000 Euro pauschal zahlt, den Rest des angesetzten Etats von 171.000 Euro soll das Frauenhaus durch Tagessätze einbringen.

Da im Frauenhaus häufig Frauen aus anderen Gemeinden Schutz suchen, kann die Stadt Bielefeld zukünftig bei den Sozialämtern dieser Gemeinden das Geld eintreiben. Bisher stand dem rechtlich die pauschale Finanzierung des Frauenhauses im Weg. Obwohl sich die Kosten unterm Strich durch einen höheren Tagessatz sogar erhöhen, kann die Stadt mit der Umstellung der Finanzierung 37.500 Euro einsparen. Finanziert werden müssen mit dem Etat 2,5 Fachstellen, eine viertel Verwaltungsstelle und die laufenden Kosten des Hauses, dessen Eigentümer der Trägerverein »Frauen helfen Frauen – Frauenhaus e.V« ist. Und die Kosten sind nicht niedrig: Beispielsweise steht nach jedem Bewohnerin-Wechsel eine Renovierung an.

Weniger Geld lässt sich nicht durch noch mehr ehrenamtliches Engagement auffangen, welches bereits in hohem Maße geleistet wird. Andere Frauenhäuser in NRW haben bereits eine Tagessatzfinanzierung. Doch können sie ihre Plätze zum Teil günstiger anbieten, beispielsweise liegt im Güterloher Frauenhaus der Tagessatz bei neun Euro. Sie erhalten vom Land eine Förderung. »In Bielefeld geht das aber nicht, weil hier bereits das AWO-Frauenhaus Geld vom Land bekommt«, erklärt Gudrun Linnenbürger. Da das Land nach dem Flächendeckungsprinzip fördert, können zwei Häuser in einer Stadt mit der Größe Bielefelds keine Förderung erhalten.

Bielefeld hat Bedarf für zwei Frauenhäuser. Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor Alltag, »ein gesellschaftliches Problem, bei dem nicht die Frauen Kostenverursacher sind, sondern die Männer, die schlagen«, sagt Linnenbürger. »Letztlich haben wir dem Finanzierungskonzept der Stadt nur schweren Herzens zugestimmt«, resümiert die Frauenhausmitarbeiterin. Statt der Männer müssen die Frauen die Kosten im doppelten Sinne tragen: Sie fliehen aus der gewohnten Umgebung und tragen die Kosten ihres Schutzes.

Nach der Sommerpause sollen die Feinheiten zwischen dem Frauenhaus-Trägerverein und der Stadt abgestimmt und der Leistungsvertrag abgeschlossen werden. Der Vertrag wird in jedem Fall eine deutliche Verschlechterung für die Situation der betroffenen Frauen und den Verein bedeuten.