Der Offene TV-Kanal Bielefeld kommt voran. Dabei will der Kanal nicht nur Filme abspielen, sondern zur allgemeinen Steigerung der Medienkompetenz der Bielefelder Bevölkerung beitragenVon Manfred HornKeine Frage, Medien bestimmen den Alltag vieler Menschen. Keine Frage auch, dass sich TV-Medien seit der Einführung des Privatfernsehens Mitte der 1980er Jahre ständig wandeln. Die Schnitte werden schneller, der Fokus geht weg von Hintergründigem hin zu Sensationellem. Dabei sind die betrachtenden Menschen aber nicht nur eine Masse von fernbedienungsbewaffneten RezipientInnen, sondern werden zunehmend auch selbst zu MedienproduzentInnen. Mit Bürgerfernsehen können sie dies öffentlich tun, wie beim Offenen Kanal Bielefeld.
Der Offene TV-Kanal Bielefeld (OK), der sich seit einer Namensklage nicht mehr Bivisio nennen darf, geht beständig kleine Schritte nach vorne. Vor einem Jahr erhielt der Kanal eine Sendelizenz, die es ermöglicht, dass seit einem halben Jahr das noch kleine Programm in ausgewählte Bielefelder Haushalte zu bringen. Inzwischen wurde die 25. Sendung ausgestrahlt, die knapp 300 BürgerInnen in BGW-Wohnungen im Bielefelder Westen empfangen können. Fortschritte machen auch die Räumlichkeiten des OK auf dem Gelände der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) in der Meisenstraße. Am vergangenen Freitag wurde dort kräftig ausgefegt und besenrein übergeben; soll in der Bauarbeitersprache heißen: Der Laden steht.
Der OK ist auf dem Gelände der GAB im ehemaligen Brotlager, Halle 12, untergebracht. Die 300 Quadratmeter große Halle bot zunächst nur eingeschränkte Möglichkeiten. In den vergangenen Monaten jedoch wurden Wände eingezogen und Decken abgehängt. Entstanden sind dadurch einzelne Räume wie Schnittplätze, Seminarraum und ein Studio. Noch sieht alles provisorisch aus, doch das wird sich in den nächsten Wochen schnell ändern.
Der fünfmonatige Umbau vollzog sich in Kooperation mit der GAB. An die zahlt der OK Miete, im Gegenzug finanzierte die GAB die Umgestaltung der Halle. Gemeinsam mit der GAB betreibt der OK auch Internetkurse im Hauptgebäude der GAB, dem ehemaligen Speicher. Dort nutzen Senioren die Möglichkeit, sich ein virtuelles Surfbrett unterzuschnallen. Die Kooperation mit der GAB sei positiv, sagt Karin Schnake, erste Vorsitzende des OK. Das GAB-Gelände an der Meisenstraße sei im Aufbruch, es herrsche eine angenehme und experimentelle Stimmung. Einzig die große Entfernung zur Universität wäre ein Standortnachteil.
Doch dieser Nachteil wird als verschmerzbar empfunden. Der OK will kein Uni-Sender sein, sondern steht explizit allen Bielefelder BürgerInnen offen. Hier können Kameras geliehen und Filmmaterial geschnitten werden. Die Nutzung der Technik ist kostenlos. In den Programmen der vergangenen Monate versammelte sich dann auch eine bunte Mischung: Von Urlaubsfilmen aus den 1970ern bis hin zu aktuellen Beiträgen über die bild.wild-Ausstellung im Amerikahaus. Pro Woche entsteht eine Stunde neues Material, jeden Montag beginnt dann eine neue Sendeschleife, in der die aktuelle Sendung gezeigt wird. Zensiert werde nicht, kritische Äußerungen seien erlaubt, die Beiträge müssten aber mit der Verfassung übereinstimmen und Parteienwerbung sei eben auch nicht erlaubt, betont Schnake.
Der Offene Kanal präsentiert sein neues Studio. Bild unten links: Die erste Vorsitzende Karin Schnake im Interview mit Dirk Rehlmeyer, zweiter Vorsitzender</ FONT>