Rappen im Knast (07.05.2003)
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Grand Agent: Unausgeschlafen vor ausgeschlafenen Jungs«
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Premiere: In der JVA Herford trat erstmals eine Hip-Hop-Band auf, vermittelt durch die Produkionsgruppe »Breaks« der Radiowerkstatt Bürgerwache in BielefeldVon Manfred HornEin Konzert der besonderen Art fand in der vergangenen Woche in der Justizvollzugsanstalt Herford statt: Der Rapper »Grand Agent« aus den USA mit Wohnort Köln trat in der JVA vor exakt 78 Insassen auf. Dem Rapper wird innerhalb der Hip-Hop-Szene eine große Karriere vorausgesagt. Vermittelt wurde der Rapper und seine Band von der Produktionsgruppe »Breaks« der Radiowerkstatt in der Bürgerwache. Die Gruppe sendet in Bielefeld im Rahmen des Bürgerfunks.
Die Jugendlichen haben sich sehr gefreut, erzählt Jens Ortmann von »Breaks«. Zunächst seien die meisten der 78 zum Konzert zugelassenen Besucher aus der geschlossenen Abteilung noch zurückhaltend gewesen, berichtet Ortmann. Wohl auch, weil Grand Agent auch bei seinen Ansagen nur englisch sprach und viele der Insassen dies nicht verstanden. Im Laufe des Konzerts wurde die Stimmung jedoch lockerer, Grand Agent sprach mehr oder weniger verständlich auch einige Sätze in deutscher Sprache. Zwei Häftlinge rappten dann sogar auf der »Bühne« mit. Die Bühne war eigentlich keine wirkliche Bühne, sondern nur ein abgetrennter Bereich der JVA-Mensa, in der das Konzert stattfand. Die Häftlinge konnten sich während des Konzerts frei in der Mensa bewegen, einige nutzten dies, um mitzutanzen.
Rap-Musik ist angesagt, auch unter Häftlingen. So hatten sich 110 Häftlinge für dieses Konzert angemeldet, 78 durften schließlich teilnehmen. Auch für die Band ein besonderes Erlebnis. Es war ihr erster Auftritt in einem Gefängnis. Die Uhrzeit war für die Band ebenfalls ungewöhnlich. Vormittags zu spielen hieß für einige »Grand Agent« Mitglieder, vorher gar nicht erst im Bett gewesen zu sein. Die Band spielte kostenlos und präsentierte ihr neues Album »Fish outta water«. Das Konzert hatten vor Ort JVA-Mitarbeiter organisiert. Die beim Konzert anwesenden Beamten waren außerhalb ihrer Dienstzeit zugegen, also quasi ehrenamtlich. Schon öfters hatten sie Konzerte organisiert. Doch dieses war das erste Hip-Hop Konzert.
Die Radiowerkstatt der Bürgerwache plant jetzt weitere Kooperationen mit der JVA Herford. Angedacht ist unter anderem, zukünftig gemeinsam Bürgerfunksendungen mit den Häftlingen zu produzieren. Der Projektantrag ist bereits geschrieben.