Eisbahnabriß im Schnellverfahren (04.06.2003)
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Abriß beginnt: Wo nichts mehr ist, da ist nichts mehr
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Von Manfred HornAm Montag morgen rollten die Bagger an, Bauarbeiter begannen die Anlagen zu demontieren. Die BBF (Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungs GmbH) hat es offensichtlich eilig, nach dem Ratsbeschluss Mitte Mai unumkehrbare Tatsachen zu schaffen. Der Rat hatte gegen die Stimmen von SPD, Grünen und PDS beschlossen, die Delius-Eisbahn nicht weiterzubetreiben (
WebWecker berichtete). Zuvor hatte bereits die BBF als Eigentümer der Eisbahn das Ende erklärt. Die Bürgerinitiative zur Rettung der Delius-Eisbahn aber hatte nach dem Ratsbeschluss öffentlich angekündigt, ein Bürgerbegehren zum Erhalt starten zu wollen. Die BBF, die formal korrekt handelt, dachte sich wohl, wenn wir die Eisbahn jetzt schnell abreißen, kommt sie aus der Diskussion und ein Bürgerbegehren läuft dann ins Leere: Wo nichts mehr ist, lässt sich auch nichts mehr erhalten. Das Bauordnungsamt hatte außergewöhnlich schnell eine Abrissgenehmigung an die BBF erteilt.
Am Montag hatten Mitglieder der Bürgerinitiative und symphatisierende PolitikerInnen und BürgerInnen auf der Eisbahn versucht, den Abriss zu stoppen, nachdem sie Wind von der Sache bekommen hatten. Ihr Protest zeigt jetzt zumindest vorläufige Wirkung: Am Dienstag morgen herrschte Ruhe auf der Teilruine, die Bagger waren wieder abgezogen. Abrissstopp. Das Bauunternehmen Quakernack dürfte dafür eine saftige Rechnung ausstellen. Wann die Abrissarbeiten weiter gehen, ist unklar. Dass sie weiter gehen, kann als sicher gelten. Nach einer Anstandspause von wenigen Tagen dürften die Bagger erneut anrollen. Die Politik wiederum reagiert irritiert. Die Rats-Opposition fühlt sich und die EisbahnbefürworterInnen hintergangen, die Regierung verweist auf bestehende Beschlüsse.
Die Grünen sehen in dem Abriss eine »völlig unnötige Maßnahme«, die dem laufenden Bürgerbegehren durch das Schaffen vollendeter Tatsachen die Grundlage entziehe. »Anstatt den Bagger zu bestellen, hätten Herr David und der BBF-Geschäftsführer Bruns lieber mit den Initiatoren des Bürgerbegehrens reden und Möglichkeiten zum Erhalt der innerstädtischen Eisbahn suchen sollen«, empört sich die grüne Fraktionsvorsitzende Inge Schulze. Dieter Gutknecht, grüner Bezirksvertreter im Bezirk Mitte, der die Abrissaktion vor Ort verfolgte, kritisiert die offensichtlich von langer Hand vorbereitete Maßnahme ebenfalls scharf: »Der gesamte Ablauf erfolgte vollkommen übereilt. Das bereits abgelassene Ammoniak-Gas wurde bereits seit Tagen unbeaufsichtigt auf dem Gelände gelagert. Während der Abrissarbeiten breitete sich eine Fahne des Gases über dem Wiesenbad aus. Erst die von mir verständigte Feuerwehr veranlasste die sofortige Beseitigung der Ammoniakfässer«.
Die PDS erklärt den Abriss der Delius-Eisbahn für »illegitim«: Die Delius-Eisbahn werde gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit abgerissen. »Wir sprechen der CDU die Legitimation zu dieser Entscheidung ab«, schreibt der PDS-Vorstand in einer Stellungnahme. Es werfe ein bezeichnendes Licht auf das Demokratieverständnis von Konservativen, wenn vor dem Bürgerbegehren vollendete Tatsachen geschaffen werden.