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Ikea zahlt Hungerlöhne an Abschiebehäftlinge (10.09.2003)



Büren
Bis 2001 alljährliches Ereignis: Demonstrationen vor dem Abschiebegefängnis in Büren



Anlässlich des Aktionstages gegen Abschiebung wurden am 30. August bei Ikea Bielefeld auf 1.000 Schränke, Regale und andere Möbelstücke Informationen zur Firmenpraktik des schwedischen Möbelherstellers geklebt. Dies gab jetzt eine »Initiative Abschiebungen stoppen« bekannt.





Der Aufkleber sei mit folgendem Text verklebt worden: »Wir können unsere Produkte für Sie so preiswert produzieren, da u.a. die Schrauben von Abschiebehäftlingen zu Hungerlöhnen sortiert und verpackt werden«. Dies steht aus Sicht der InitiatorInnen im krassen Gegensatz zu den Aussagen, die Ikea beispielsweise im aktuellen Katalog trifft. Dort werden nicht nur über 1.600 neue Möbelstücke beworben, sondern auch ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern behauptet.

Ikea lasse aber im Abschiebegefängnis in Büren im Kreis Paderborn für einen Stundenlohn von zwei Euro Schrauben sortieren, erklärte die Initiative in einem Flugblatt, das an Ikea-BesucherInnen verteilt wurde. In Deutschland befänden sich ständig schätzungsweise 2.000 Menschen in Abschiebehaft. Diese würden in Gefängnissen inhaftiert, weil »man ihnen keine Aufenthaltsgenehmigung erteilte oder ihnen diese entzog«. Entscheidend für den oftmals mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt sei meist nur der »begründete Verdacht«, dass die Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung der Aufforderung zur Ausreise nicht nachkommen werden. In Büren sitzen bis zu 600 männliche Abschiebehäftlinge ein. Dort könnten circa 150 Gefangene einer Arbeit nachgehen, meistens Montage- und Sortierarbeiten. Einer der Auftraggeber sei Ikea. Die von Abschiebung bedrohten würden dafür circa zwei Euro erhalten, von denen das Land NRW über die lokalen Ausländerbehörden sogar noch 87 Cent einkassiere. Die Arbeit sei trotzdem begehrt, weil sie eine Möglichkeit darstelle, mit anderen Gefangenen in Kontakt zu kommen und von der Warterei ablenke. Die Initiative wirft Ikea vor, »die ausweglose Position von Abschiebegefangenen« auszunutzen. Er will ein »Bleiberecht für alle« erreichen.