Webwecker Bielefeld: israel05

Zweierlei Israel (Teil 5)



Man muss sich schon fragen, wer da sein Süppchen kocht. Wenn sich bei der Veranstaltung am Dienstag der Moderator des Abends, der sich als Mitglied der »antinationalen« Detmolder Georg-Weerth-Gesellschaft vorstellte, hinstellt und zunächst sein Leid klagt, es gäbe Antisemitismus in Deutschland; ja er habe ihn selbst erfahren, als er an einer Gegendemonstration zu einer propalästinensischen Demonstration in Bielefeld teilgenommen habe, dann geht ein Alarmlämpchen an. Wenn er dann weiter berichtet, er sei bei dieser Demonstration, an der auch »deutsche« Linke teilgenommen hätten, als »Judenschwein« bezeichnet worden, dann leuchtet das Lämpchen dunkelrot. Die bewusste Nicht-Differenzierung der »Linken« in Deutschland muss zum wiederholten Male herhalten, um die eigenen Argumente zu untermauern.

Diese ständigen Negativ- und Abgrenzungsmuster sind nicht nur öde, sondern destruktiv. Es mag sich selbst so bezeichnende »Linke« geben, die offen oder verhohlen antisemitisch sind. Aber: So what? Der Begriff links ist nicht geschützt. Und warum diese selbsternannten, nicht-emanzipatorischen »Linken« aufwerten, indem man sie diskursiv immer wieder beachtet und auf den Schild hebt? Die Antwort kann nur sein: Um die eigene Argumentation pro Israel als »Anti-Deutsche« – in diese politische Richtung lässt sich die Georg-Weerth-Gesellschaft einordnen – zu legitimieren und einen Aufmerksamkeitsbenefit zu bekommen. Spannender wäre es doch, sich wirklich mit den großen Teilen dieser wabbelnden Masse »Linke« auseinanderzusetzen, die – wie diffus oder konkret auch immer – Kritik an der Politik der israelischen Regierung, an dem Herrschaftssystem Arafat, an deutschen und us-amerikanischen Interessen in der Region haben. Das eine kann nämlich durchaus mit dem anderen zusammengehen. Alles nur eine Frage der Kommunikation.


Eine Einführung in die Position Zuckermanns bieten neben seinen Büchern, u.a. das gerade erschienene »Zweierlei Israel? –Auskünfte eines marxistischen Juden an Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Volker Weiß« (ISBN 3-930786-39-7, Konkret-Verlag) die Seiten www.sopos.org/aufsaetze/3cee936fd4a2e/1.phtml