Der Rektor der Universität, Dieter Timmermann, hat nichts dagegen, dass solche Bücher in der Uni-Bibliothek stehen: »Ich kann mir vorstellen, dass Wissenschaftler über solche Bücher und auch mit Hilfe solcher Bücher forschen um bestimmte Ideologien zu entlarven oder sie als Beispiele benutzen um etwas zu demonstrieren«, erklärt Timmermann, warum es auch für Neonazi-Literatur eine Berechtigung in einer Universitätsbibliothek gibt. »Es gibt aber natürlich auch Bücher, die gewisse Grenzen überschreiten, und deshalb auf den Index kommen. Die sollten wir, sofern wir sie haben, in den Giftschrank stellen und nur ganz gezielt Wissenschaftlern zugänglich machen, die glaubwürdig forschen wollen. Man sollte sie nicht allen zugänglich machen.« Einige Bücher, wie »Mein Kampf«, stehen in der Uni bereits in diesem Giftschrank, es kann nur auf Anforderung im Lesesaal eingesehen jedoch nicht ausgeliehen werden. Das gilt jedoch nicht für die kommentierten oder gekürzten Ausgaben.
Dieser Schrank dürfte demnächst voller werden, zumindest ein bisschen. Zum Beispiel könnte da das Buch von Amaudruz landen, wenn es den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. »Solche Bücher müssen aus dem Verkehr gezogen werden«, erklärt Dieter Timmermann. Ansonsten möchte er das Problem aber »nicht sehr restriktiv handhaben. Wir sollten davon ausgehen, dass die Leute, die in die Universität kommen, mündige Bürger sind und selbst entscheiden können, was der Gehalt eines Buches und die Ideologie dahinter ist«, gibt er die Richtung vor.
Die Problematik rechtsextremer Literatur wird von den deutschen Universitätsbibliotheken unterschiedlich gehandhabt. Während die Humboldt-Universität in Berlin diese wie die Bielefelder Uni im normalen Bestand hat, ist sie bei der Freien Universität unter Verschluss. Genauso wie in der Bibliothek der Universität Köln, die insgesamt eine striktere Linie verfolgt: »Alles das, was rechtsradikal ist, würden wir gar nicht erst einstellen, also zum Beispiel Leugnung von Auschwitz oder Bücher, die zum Rassenhass aufrufen, oder antisemitische Literatur«, beschreibt Professor Wolfgang Schmitz, Leitender Direktor der Kölner Universitätsbibliothek, die Politik der Einrichtung. Möglicherweise ist das der Grund, dass in Köln nur 23 Bücher aus dem Grabert-Verlag stehen. Schmitz schränkt jedoch ein: »Wenn so etwas wie die Auschwitz-Leugnung ein Forschungsgebiet eines Dozenten wäre, der sagt, ich möchte mich mit dieser Literatur beschäftigen, dann würden wir das kaufen. Aber wir würden das sicherlich in den Giftschrank stellen.«
Ansonsten hat die Universitätsbibliothek Köln eine klare Strategie: »Wir stellen wissenschaftliche Literatur zur Verfügung und alles, was kein wissenschaftliches Niveau enthält, wird bei uns nicht gesammelt. Und diese ganze rechtsradikale Pamphletliteratur überhaupt nicht«, erläutert Schmitz. Was eingekauft wird, überprüfen nach seinen Angaben in Köln die Fachreferenten der Bibliothek. Das ist auch in Bielefeld so, für den Fachbereich Soziologie ist Johannes Rogalla von Bieberstein zuständig, dessen Buch »Jüdischer Bolschewismus Mythos und Realität« auf Grund seiner Urheberschaft für Martin Hohmanns Skandalrede für heftige Diskussionen an der Uni sorgt.