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»Mehr Geld, kleineres Gebiet« (08.10.2003)



Die Verträge zum Semesterticket für Bielefelder Studierende laufen zum Ende dieses Semesters aus. Bei der Verkehrsgruppe der Uni Bielefeld gibt es Sorge um ihre Verlängerung. Denn von der Bahn haben sie noch keine Stellungnahme, was die Zukunft des Tickets betrifft

Mario A. Sarcletti

»Die Bahn will entweder mehr Geld oder ein kleineres Gebiet«, vermutet Ralf Mettig von der Verkehrsgruppe als Hintergrund der Funkstille aus Richtung der Deutschen Bahn zur Zukunft des Semestertickets. »Auch auf Nachfragen haben wir keine Antwort gekriegt, wie viel sie jetzt haben wollen«, erklärt er die Beunruhigung der Verkehrsgruppe des Allgemeinen Studierendenausschusses AStA der Universität Bielefeld.

Das Semesterticket gibt es seit elf Jahren, alle Studierenden bezahlen nach dem Solidaritätsprinzip 64,50 Euro pro Semester und können dafür das Netz von Verkehrsunternehmen in OWL nutzen. Mit der Bahn können sie bis Kamen, Münster, Osnabrück oder Haste bei Hannover fahren. Die Deutsche Bahn erhält dafür 19 Euro pro Semester.

Auch wenn das Ticket für Studierende immer noch günstig ist: Vor zehn Jahren kostete es noch 56,50 pro Semester, damals allerdings noch Mark. Heute kostet es einen höheren Betrag in Euro, das Geltungsgebiet wurde seither jedoch ausgeweitet, vor zehn Jahren galt es nur bis Minden, Melle oder Neubeckum. Eine weitere Ausweitung könnte ins Haus stehen. Einige ASten in Nordrhein-Westfalen möchten, dass das Semesterticket landesweit gilt.

Die Idee stößt bei Studierenden durchaus auf Zustimmung. Die ist aber abhängig vom Preis für ein solches NRW-Ticket: Eine Umfrage des AStA der Ruhr-Universität Bochum ergab, dass eine große Mehrheit das Ticket für 75 Euro befürwortet. Dafür wird es aber wahrscheinlich nicht zu haben sein. »Die Verkehrsverbünde wollen wohl über 100 Euro haben«, beschreibt Ralf Mettig die Verhandlungen zwischen einigen ASten und Verkehrsverbünden.

In Bielefeld ist man geteilter Meinung über die Idee. »Siebzig bis achtzig Prozent der Studierenden an unserer Uni kommen aus der Region«, weiß der Bielefelder AStA-Vorsitzende Stefan Bröhl. Deshalb sei der Bedarf an einem landesweiten Ticket an der Universität Bielefeld nicht so groß. »In Köln sieht das natürlich anders aus«, vermutet Ralf Mettig. Sein Kollege Ulf Ortmann hingegen ist auf jeden Fall für ein solches landesweites Ticket. An einer Karte zeigt er warum: »Ich komme hier aus dem einen Ende von NRW«, sagt er und zeigt auf Trier. »Und ich studiere hier am anderen Ende«, beschreibt er, während sein Finger in Bielefeld landet. »Mit einer Fahrt nach Köln im Semester hätte man die Mehrkosten wieder raus«, rechnet Ortmann vor.

Nach Angaben der Bahn haben die Pläne für das Landesticket aber nichts damit zu tun, dass die ASten in der Region noch nichts von der Bahn gehört haben. »Im Hintergrund laufen im Moment noch die internen Abstimmungen zwischen den beteiligten Verkehrsunternehmen«, erklärt Bahnsprecher Peter Grundmann. Anders als bisher wollen die nämlich vorab klären, wie viel sie von den Studierenden haben wollen, und dann mit den ASten verhandeln. Bei diesen internen Abstimmungen sitzt noch einer mehr am Tisch als in den Jahren zuvor: »Mit der Nordwestbahn kommt ein neues Unternehmen dazu«, erläutert Grundmann. Die bedient ab Dezember die Strecken nach Paderborn, Altenbeken, Detmold und Münster sowie den Haller Willem. Damit sind sie ein wichtiger Partner im Semesterticket. »Vielleicht hakt es ja auch mit der Nordwestbahn bei den Verhandlungen«, mutmaßt Ralf Mettig über den Grund der Verzögerung.