Mit der Vielfalt und der Breite ihres Werkes, das Malerei und Druckgraphik, Stoffdesign, Kunstgewerbe, Innenraumgestaltung und Mode bis hin zu den Accessoires der Kleidung umfasst, zählt Sonia Delaunay (1885-1979) zu einer Ausnahmeerscheinung unter den Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.
In ihrem umfassenden Anspruch, das Leben bis in die Welt des Alltags hinein künstlerisch zu gestalten und die Kunst im Leben der Menschen zu verankern, verfolgte Sonia Delaunay schon früh Ideen, die in den 1920er Jahren auch vom Bauhaus in Deutschland propagiert wurden. Der französische Kunsthistoriker Bernard Dorival brachte ihre bis heute noch kaum angemessen erfasste Bedeutung auf den Punkt, als er feststellte: »Was eine Legion von Bauhaus-Künstlern für Deutschland war, bedeutete sie allein für Frankreich«.
In Erinnerung an die besondere Beziehung der Bielefelder Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte zu Sonia Delaunay widmet die Kunsthalle Bielefeld der Künstlerin fünfzig Jahre nach ihrer ersten Ausstellung im Bielefelder Städtischen Kunsthaus eine umfassende Ausstellung. Dabei wird die damals erworbene Werkgruppe Sonia Delaunays in die Schaffenskomplexe, denen sie entstammen, eingeordnet, um die Vielfalt und künstlerische Breite ihres Schaffens anschaulich werden zu lassen.
Vom Pariser Tanzlokal »Bal Bullier«, das die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Mann Robert, in selbst entworfene simultanistische Kostüme gekleidet, regelmäßig besuchte und in ihren Bildern in einen abstrakten Tanz der Farben übersetzt, öffnet sich der Weg in die Welt der nächtlich glitzernden Stadt, des Variétés und des Tanzes. Dies Thema greift auch »Tango Magic City« (1913, Sammlung Kunsthalle Bielefeld) auf, wie auch die »Prismes Electriques«, die ihre ganz eigene Beschäftigung mit der Dynamik und dem Bewegungsduktus von Farben und Farbformen eindrucksvoll aufzeigen.
Ausgehend von diesem Werkkomplex der Farbuntersuchungen der frühen Jahre gibt die Ausstellung über die Entwürfe für Stoffe und Kleider in den 1920er Jahren (in denen viele ihrer Skizzen zur Dynamik der Farben eine praktische Umsetzung erfahren) bis hin zu den monumentalen Farbrhythmen der späten 1950er und 1960er Jahre, einen Gesamtüberblick über das facettenreiche Schaffen der Künstlerin.
Mit der Ausstellung, die ca. 350 Exponate umfasst, wird ein künstlerisches Universum lebendig, das einen Teil der heutigen Design-Welt vorwegnimmt. Die Realisierung der Ausstellung »Sonia Delaunays Welt der Kunst« geschieht in Kooperation mit dem Nachlass Delaunay und der bedeutendsten musealen Sammlung zum Werk von Sonia Delaunay, dem Centre Pompidou, Musée National dArt Moderne in Paris und internationalen Museen und Sammlungen, die viele der Hauptwerke der Künstlerin zur Verfügung stellen.
Die Ausstellung »Sonia Delaunays Welt der Kunst« (Internationale moderne Kunst in Bielefeld 1958 2008) ist bis zum 22. Februar 2009 zu besichtigen. Der begleitende Ausstellungskatalog umfasst ca. 300 Seiten und kostet 24 Euro. Er enthält neben Farbabbildungen aller Werke auch Texte von Jutta Hülsewig-Johnen, Cécile Godefroy, Matteo de Monti, Petra Timmer und Felicitas von Richthofen. Weitere Infos zur Ausstellung finden Sie auch unter www.kunsthalle-bielefeld.de