Erstes Internetgefängnis eröffnet (11.10.2006)
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), das Online-Netzwerk
Campact, die Fairsharing-Kampagne und das Netzwerk freies Wissen haben in der
vergangenen Woche die Kampagne »Privat kopieren ist kein Verbrechen« gestartet
und gleich auch mal ein Internetgefängnis eröffnet. Bürger können unter www.wir-haben-privat-kopiert.de ein
eigenes Bild hochladen und damit in das Gefängnis einziehen.
Die Organisationen fordern die Novellierung des
Urheberrechts zu nutzen, um die Kriminalisierung von Millionen Bürgern zu
beenden. »Es ist absurd, Millionen Bürgern mit Gefängnis zu drohen und sie auf eine
Stufe mit kommerziellen Produktpiraten zu stellen«, sagt Christoph Bautz vom
Online-Netzwerk Campact. »Bei einer Kopie für den eigenen privaten Gebrauch
handelt es sich schlimmstenfalls um eine Bagatelle«.
Die Kampagne fordert deshalb den Rechtsausschuss des Bundestages
auf, bei den in den nächsten Wochen anstehenden Beratungen die Interessen der
Verbraucher zu berücksichtigen und deshalb eine Bagatellklausel in das Gesetz
aufzunehmen. »Der Gesetzgeber muss beim Download oder der Kopie von
kopiergeschützter Musik oder Filmen für den privaten Gebrauch angemessen
reagieren", ergänzt Oliver Moldenhauer von der Fairsharing-Kampagne und
dem Netzwerk freies Wissen.
Seit dem ersten Korb der Urheberrechtsnovelle ist die
Privatkopie nicht mehr erlaubt, wenn für die Kopie ein wirksamer technischer
Schutz umgangen werden muss. »Damit wird das Recht auf Privatkopie faktisch
abgeschafft«, sagte Patrick von Braunmühl, stellvertretender Vorstand des
Verbraucherzentrale Bundesverbands. »Der Verbraucher hat noch nicht einmal
einen Anspruch auf eine Sicherungskopie«.
Zusätzliche Brisanz gewinnt nach Ansicht der Kampagne der
Entwurf zum neuen Urheberrecht mit dem ebenfalls geplanten »zivilrechtlichen Auskunftsanspruch
gegenüber Dritten«. Medienkonzerne sollen das Recht erhalten, von
Internetserviceprovidern die Herausgabe persönlicher Daten der Kunden zu
erzwingen, die dann mit Klagen überzogen werden könnten. »Eine solche
Privatisierung unseres Rechtssystems dürfen wir nicht hinnehmen«, fordert
Moldenhauer.