Webwecker Bielefeld: normanenvisier01

Im Visier der Normannen (27.10.2004)



Eigentlich wollte sich WebWecker-Mitarbeiter Mario Sarcletti nur zu einer Veranstaltung der Burschenschaft Normannia-Nibelungen anmelden. Jetzt wird öffentlich per Burschenschafter-Flugblatt in der Mensa angegriffen.


Von Manfred Horn

Am vergangenen Donnerstag ging es im Burschenschafter-Haus an der Schloßhofstraße darum, ob die EU-Erweiterung eine »Chance für die Vertriebenen« bieten würde. Auf dem Podium war auch Rudi Pawelka angekündigt, Chef der Preußischen Treuhand und der »Landsmannschaft Schlesien«. WebWecker-Mitarbeiter Mario Sarcletti wollte darüber berichten. Deshalb meldete er sich wie gewünscht schriftlich bei der Burschenschaft Normannia-Nibelungen an.

Einen Tag vor der Veranstaltung erreichte ihn eine Absage der Burschen. »Leider sind Sie durch Ihre letzten Artikel bzgl. unserer Veranstaltungen dadurch aufgefallen, dass Sie weniger objektiv als subjektiv über uns und unsere Veranstaltungen berichten«, teilt da Alejandro Klein-Toledo mit. »So gehen Sie nicht auf den Inhalt unserer Veranstaltungen ein, sondern ziehen Schlüsse, die unseres Erachtens nach einzig dazu dienen, uns als rechtsextrem abzustempeln«, moniert er.

»Ich war schon überrascht, dass sie so empfindlich darauf reagieren, wenn man zum Beispiel schreibt, dass Horst Mahler bei ihnen zu Gast war«, erklärt Mario Sarcletti. Er sei aber noch überraschter gewesen, als er seinen Namen auf einem Flugblatt in der Uni-Mensa gelesen habe. Das lag am Dienstag auf den Mensatischen. In dem Flugblatt wehren sich die Männer aus der Schlosshofstraße gegen eine vermeintliche »Lügen-Kampagne« durch den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA).

Der AStA rufe zur Denunziation von Verbindungsstudenten auf, klagen die Normannen. Im Zentrum der Verschwörung gegen sie sehen sie die Antifa-AG des AStA. Um zu belegen, wo Mitglieder der Antifa-AG eingebunden sind und wo sie ihr Geld verdienen, wird das Beispiel Sarcletti genannt. »Personen wie Mario A. Sarcletti treiben ihr Unwesen dabei nicht nur in der Antifa-AG, sondern auch in der vom Verfassungsschutz beobachteten anti-deutschen Zeitung Jungle World, dem durch Gewerkschaftsgelder finanzierten Bielefelder WebWecker-Projekt und auch dem Uni-Radio«, haben die Burschen herausgefunden. »Ich war nie Mitglied der Antifa-AG«, erklärt Mario Sarcletti hingegen.

Für die die Berliner Wochenzeitung Jungle World hat er zwei Texte geschrieben, einer behandelte die Affäre um einen Uni-Bibliothekar, der die Vorlage zu der als antisemitisch kritisierten Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann vor einem Jahr geliefert hatte. AStA und Antifa-AG hatten damals Konsequenzen von Seiten des Rektorats gegenüber jenem Johannes Rogalla von Bieberstein gefordert. In ihrem Flugblatt kritisieren die Normannen, dass dadurch die Universität bundesweit in die Medien geriet. »Ob solche Aktionen dabei den guten Ruf der Universität schädigen, stört dabei nicht«, stellen sie fest. Sie verweisen darauf, dass das Rektorat in dem Fall »für dienstrechtliche Maßnahmen keinen Anlaß« sieht.

Auf ihrem Flugblatt taucht auch der Name einer der beiden AStA-Vorsitzenden auf. »Über Gastfreundschaft brauchen wir uns also nicht von Emine Ergin oder anderen AStA-Mitgliedern aufklären lassen«, heißt es da. Immerhin unterstütze die Burschenschaft seit Jahren Studierende aus den unterschiedlichsten Erdteilen, versuchen die Normannen dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit zu begegnen. Zukünftig wollen die Normannen nicht nur »Studenten aus anderen Erdteilen« unterstützen. Auf ihrer Homepage erklären sie, Schülern beim Aufbau von Verbindungen an Schulen unter die Arme greifen zu wollen.