Webwecker Bielefeld: Crook

C(r)ook



Von Harald Manninga

Ab und zu gibts in Hof auch eine Welturaufführung. Dieses Jahr z.B. der neue Film von Pepe Danquart, am 29.10. Name unbekannt? Dabei hat er 1994 für seinen Kurzfilm »Schwarzfahrer« einen »Oscar« bekommen. »Crook« ist aber ein langer Spielfilm. Eine nahezu unglaublich sauwitzige schwarze (?) Komödie über einen Mafia-Killer, der im Nebenberuf ein Meisterkoch ist und grade ein Buch geschrieben hat.


Dieser Film macht Hunger. Oskar Boroschnin ist nämlich gelernter Koch und Gourmet, und davon sieht man einiges. Er hat aber dann doch den Beruf gewechselt und arbeitet jetzt vor allem als Schutzgeldeintreiber und Auftragskiller für Konstantin, den Paten der Wiener Russenmafia. Da gibt es allerdings gleich mehrere Probleme: Da ist zuerst Maria, seine Freundin. Sie war bei Oskars letztem Knastaufenthalt seine Psychotherapeutin, und wie das halt manchmal so geht, hat man sich ineinander verliebt; und nun möchte sie ganz gerne, dass er seine mörderische Arbeit aufgibt. Man plant auch schon heimlich gemeinsam das Untertauchen, inkl. Gesichtsoperation. Zweitens hat Oskar ein Buch geschrieben, in dem er »Geheimnisse« preisgibt, was aber mehr oder weniger natürlich seinem Boss Konstantin nicht gefällt. Drittens steht Oskar unter verschärfter Beobachtung eines Polizeiinspektors, der in seiner Freizeit Japanisch lernt, und dessen Kollegen, der nie was sagt, dafür aber unaufhörlich in einem Notizbuch rumschreibt. Viertens bekommt Leo, Bordellbesitzer und Oskars nächster Punkt auf der Todesliste, Wind von Oskars Auftrag und entführt Oskars Freundin, um ihn unter Druck zu setzen. Und fünftens... Ach, das ist eben einfach ziemlich verwickelt und schwierig, alles.


Und unsäglich komisch. Beim Rekapitulieren muss ich nachträglich immer noch lachen. Aber wie »beschreibt« man Komik? Da sind zum Beispiel die Sprüche. Oskars Hiwi Valentin zum Beispiel, der mit Oskars Verlegerin Diana intim wird (nicht fragen, Film kucken!) und sich auch mal als Dichter versuchen will: »Ich liebe dich und deine Brüste / ich kill dich nicht, auch wenn ich müsste...« Oder die Art, wie Belmondo, noch son Hiwi, immer nicht schnallt, was grade Sache ist und alles mit der Wumme regeln will, was er nicht kapiert. Oder...


Oder auch die Art, wie die Starriege dieses Films:


  • Henry Hübchen als »Oskar«

  • Corinna Harfouch als Oskars Freundin »Maria«

  • Moritz Bleibtreu als »Valentin«

  • Nadeshda Brennike als Verlegerin »Diana«

  • Josef Hader als Kommissär

  • ...

  • schlicht alles erste Sahne halt, auch die »eher Unbekannten«,


ihre Rollen ausfüllt... Traumhaft. Moritz Bleibtreu kann ja zum Beispiel Gesichter machen, es ist eine Wonne! Corinna Harfouch musste in diesem Film ganz schön was ertragen. Als Maria von Leo entführt wird, belässt Leo es ja nicht beim Entführen, er – hmnaja: »behandelt?« – behandelt sie auch noch, und das mit Genuss: alles in dieser Welt hetzt, rennt, eilt, »nur beim Foltern, da hat man noch Zeit...« Und mit blutverschmiertem Gesicht und dicker Lippe noch komisch rüberkommen, das könnten echt nicht viele Leute. Grade mal Nadeshda Brennike kommt ihr da nahe, und sie bekommt auch Gelegenheit, das zu zeigen, wenn auch nicht ganz so drastisch wie die Harfouch.


Bei der Gelegenheit nebenbei bemerkt: für empfindsame Gemüter ist dieser Film vielleicht dann doch nichts, es wird viel geschossen, es fließt viel Blut, es wird geprügelt und gefoltert... Ja, doch, irgendwie »brutal« ist das alles halt schon. Aber dabei eben auch so ungeheuer ... na ja: komisch halt! – Wobei, klar: Ein Film wird zunächst mal »gut« durch das Drehbuch, nach dem er gedreht wird. Die Vorlage ist von Mike Majzen, geschrieben hats dann Chris Kraus, zusammen mit Regisseur Pepe Danquart und Martin Daniel und Milan Dor.